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Jack Hirschman auf Lesereise

Jack Hirschman, der 1933 als Sohn russischer Juden aus der zweiten Einwanderergeneration in der Bronx geboren wurde, ist ein Linker, ein kompromissloser Dichter, der einen Großteil seines Lebens buchstäblich auf der Straße verbracht und im Verlauf seines Lebens mehr als 100 Gedichtbände (z.B. »Endless Treshold«, »All That’s Left«, »Front Lines«) entweder selbst geschrieben und veröffentlicht oder als Arbeiten anderer Dichter aus dem Russischen, dem Italienischen, dem Albanischen und sechs weiteren Sprachen übersetzt und dadurch in den Vereinigten Staaten bekannt gemacht hat, darunter etwa einen Auszug aus Rilkes »Duineser Elegien« oder Anthologien von Pier Paolo Pasolini und Antonin Artaud. Er ist zudem Mitherausgeber des Werkes »Open Gate: An Anthology Of Haitian Creole Poetry«.

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Hirschman ist ein öffentliche Figur, nicht nur in den Straßen von San Francisco, wo er seit 1973 lebt und u. a. dem Kampf der Obdachlosen um Achtung und Unterkunft eine elektrisierende Stimme verliehen hat, sondern auch in Italien, wo sein Hauptwerk, die »Arcanes«, von einem kleinen Verlag in Salerno zugänglich gemacht wurde. Sein Schreiben ist anfänglich beeinflusst und geprägt von Walt Whitman, James Joyce, Dylan Thomas, Pablo Neruda und Ernest Hemigway, später von Allen Ginsberg, Robert Creeley, Bob Kaufman und Charles Olson, mit denen er auch freundschaftlich verbunden war.

Als 18-jähriger wandte sich Jack Hirschman einmal an Hemingway, der ihm die ermutigende Antwort erteilte: »Junge, ich kann Dir nicht helfen. Du schreibst besser als ich das in deinem Alter konnte.«

Seine akademische Laufbahn an der University of California in Los Angeles – wo er in seiner Literaturklasse u. a. Jim Morrison (The Doors) unterrichtete – fand 1966 ein abruptes Ende. Hirschman solidarisierte sich mit den Protesten seiner Studenten gegen den Krieg in Vietnam und wurde entlassen. Die Trennung von Frau und Kindern sowie der anschließende Umzug nach San Francisco brachten ihn auf die Straßen und in die Cafés am North Beach. Mit seiner jetzigen Lebensgefährtin Aggie Falk, einer schwedischen Malerin und Dichterin, bewohnt Jack Hirschman ein winziges Hotelzimmer. 2006 wurde er in das Amt eines Stadtschreibers (›poet laureate‹) eingesetzt. Er ist darin inzwischen von der weiblichen Beat-Ikone Diane di Prima abgelöst worden.

Vor kurzem ist mit »Wer trägt Sorge / Who Cares« in der kleinen österreichischen Edition BAES von Hirschman ein zweisprachiger Gedichtband (Übersetzung: Jürgen Schneider) erschienen, aus dem er am im Mai in Österreich und Deutschland lesen wird:

5. Mai in Innsbruck: Buchhandlung Thalia, Museumsstraße 4 (19 Uhr)
6. Mai in München: Lothringer Straße 13 (19 Uhr)
7. Mai in Berlin: Rumbalotte Continua, Metzer Straße 9 (21 Uhr)

A.S.H. | 26.04.11 14:33 | Permalink