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So klein mit Hut – Herr Güldner vom Atomforum

Haben wir uns verhört?
Der Chef der Propagandazentrale der deutschen Atomwirtschaft (der Lobbyverband Deutsches Atomforum) Ralf Güldner am gestrigen Morgen im Deutschlandfunk (Text oder Audio):


Kapern: Könnte es sein, dass die Laufzeitverlängerung komplett wieder kassiert wird nach dem Ablauf des Moratoriums?

Güldner: Das dürfen Sie nicht mich fragen, das müssen Sie eigentlich die Bundesregierung fragen.

Kapern: Was würden Sie denn sagen, wenn es so käme?

Güldner: Wir haben die Situation, dass wir [!!!] mit der Laufzeitverlängerung eine neue Gesetzeslage geschaffen haben, und das ist ja nicht nur eine Absichtserklärung der Bundesregierung, sondern es sind Gesetze dazu erlassen worden. Also man kann nicht einfach den Schalter wieder umlegen und sagen, wir gehen auf die alte Situation. Man muss das Atomgesetz wieder ändern, könnte dann aber zum Beispiel sagen, wir nehmen wieder die Fassung, die vor der Laufzeitverlängerung gegolten hat, aber das muss wieder durch ein Gesetzgebungsverfahren gehen.

Kapern: Was würde denn die Atomwirtschaft dazu sagen, wenn es so käme?

Güldner: Nun ja, das Thema Nutzung von Technologien für die Stromerzeugung oder in der Energiewirtschaft ist natürlich immer ein Thema, das von der Politik mitbestimmt wird, und wir wären natürlich nicht glücklich über die Situation in den Anlagen, wenn wir hier zurückfallen würden. Aber einem Votum der Politik müssten wir uns natürlich beugen.

Schön finden wir ja, daß er hier auch mal deutlich sagt, wer die neue Gesetzeslage geschaffen hat. Nicht die Bundesregierung, nicht das Parlament, sondern die Atomkonzerne selbst!
Der Rest darf abnicken.

Jetzt wäre doch gerade ein günstiger Zeitpunkt für eine große Werbekampagne der Atomkonzerne,
wie sauber Atomenergie ist,
wie sicher Atomenergie ist,
wie nachhaltig Atomenergie ist.
Okay, war Spaß.

Jetzt heißt es für die deutschen Atomkonzerne eher abducken, sich aus der Angriffslinie bringen, beschwichtigen, Kooperationsbereitschaft bekunden, die Verantwortung an die Politik, an die Bundesregierung wegdelegieren.
Und … mit der Halbwertzeit der Gedächtnisleistungen deutscher Durchschnittsbürgerinnen rechnen.

Aus einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung:

SZ: Erhöhte Strahlenbelastung, tagelanger Einsatz ohne Pause - und das im Katastrophengebiet. Wie lange halten das die Ingenieure und Techniker eines solchen Kraftwerks durch?
Güldner: Das ist schwer zu sagen. Die Belastung für die Kollegen vor Ort könnte jedenfalls nicht größer sein. Sie müssen in einer völlig zerstörten Infrastruktur unter extremen Bedingungen retten, was zu retten ist. Sie sind seit dem Ereignis am Freitag sicher pausenlos im Einsatz. Ich hoffe sehr, dass es die Möglichkeit gibt, die Kollegen auszutauschen. Denn irgendwann sind menschliche Kräfte einfach erschöpft.

Unser Vorschlag: Ein deutsches Austauschteam aus den Vorstandsetagen und Aufsichtsräten der Atomkonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW zusammenstellen, ab ins japanische Strahlengebiet, rein in die sicheren Schutzanzüge und mit Wasserschläuchen die Brennstäbe gekühlt. Sie werden grundlegend verändert zurückkommen.

So klein mit Hut –
Wenn jetzt Millionen draufhaun, ist auch bald kein Hut mehr da.


david | 16.03.11 20:44 | Permalink