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Open your eyes!: Demonstration zum internationalen Antirassismustag in Oranienburg, bei Berlin

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Unter dem Motto „Open your eyes versammelten sich am letzten Samstag einige hundert Menschen am Bahnhof Oranienburg, um gegen Rassismus und Faschismus zu demonstrieren. Im diesjährigen Aufruf heißt es: „... Rassismus zeigt sich in Deutschland auch aktuell in verschiedenen Facetten. So sitzen in Grünau Menschen in Haft ohne eine Straftat begangen zu haben – es sei denn, es ist eine Straftat vor Mord, Terror, Armut und Hunger zu fliehen. In Hennigsdorf sitzen Menschen im Asylbewerberheim, welche durch Residenzpflicht und Wertgutscheine in ihren Freiheiten eingeschränkt und zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden. Überall werden mehrmals täglich Menschen aus neonazistischen und rassistischen Motiven beleidigt und angegriffen. ...„

Seit 1997 organisiert ein breites Bürgerbündnis von Organisationen, Parteien und der Oranienburger Antifa diese Demonstration. In diesem Jahr kam es im Vorfeld zu Spannungen und inhaltlichen Differenzen zwischen dem „Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt“ und der „Antifa Oranienburg“. Infolge dessen meldete die Antifa eigenständig und ohne Absprache mit dem Forum eine Demonstration an. Aus den Kreisen der Antifa Oranienburg hörte man dazu, dass das Forum ja selbst eine eigene Demonstration anmelden und organisieren könne. Bei einer Demonstration, die auch in den letzten Jahren nicht mehr als 600 Menschen mobilisieren konnte, eine merkwürdige Einstellung. Das Forum hingegen fühlte sich übergangen und zog es vor, nicht zur Demonstration aufzurufen. Es organisierte stattdessen eine Veranstaltungswoche.

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Am Bahnhof Oranienburg

Das Ergebnis war, dass sich die Teilnehmerzahl diesmal, gegen über den letzten Jahren, halbierte. Knapp 350 Menschen versammelten sich um 14 Uhr am Bahnhof Oranienburg, neben 300 Antifas auch etwas 50 Bürger . Immerhin fanden doch auch einige Mitglieder des „Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt“ den Weg zur Demonstration. Begleitet von den üblichen Einsatzkräften der Polizei, sowie einer BFE- Einheit setzte sich der Demonstrationszug um 14.3o in Bewegung.

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Einsatzhundertschaft aus Potsdam

Schon nach kurzer Zeit stoppte der Zug an der Kreuzung Lehnitzstraße Ecke/ Bernauer Straße, dort gab es eine erste Zwischenkundgebung. In einem Redebeitrag wurde über die Nazistrukturen in Oranienburg informiert. Detaillierte Informationen zu Neonazis in Oberhavel liefert auch die neue Recherchebroschüre „Blickpunkt Nr.2 – Antifa Recherche für Oberhavel Süd“.

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Die bürgerliche Zivilgesellschaft auf der Schlossbrücke

Weiter ging es, am Schloss vorbei, zum Landkreisamt in der Havelstraße. Dort befindet sich die Gedenkstätte für die Jüdischen Opfer der Nazizeit. Auf dem Gelände der Havelstraße 6 stand die Synagoge der Stadt Oranienburg. Sie wurde im November 1938 von der SA zerstört. Danach nutzte die Baptistengemeinde das Gebäude bis es am 6. März 1944 durch einen Angloamerikanischen Bombenangriff endgültig zerstört wurde.

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Gedenkstätte an der ehemaligen Synagoge

Zur Erinnerung an den Pogrom und die Zerstörung legten die Organisatoren der Demonstration einen Blumenstrauß nieder und baten um eine Schweigeminute. In einem anschließender Redebeitrag wurde über die rassistische Ausländer- und Asylpolitik des Landkreises Oderhavel berichtet.

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Gedenktafel

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Zwischenkundgebung am Landkreisamt

Als nächstes hielt die Demonstration am KZ Oranienburg. Das KZ Oranienburg war eines der ersten wilden Konzentrationslager. Es wurde bereits im März 1933 auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei von der Oranienburger SA eingerichtet. Die SA internierte dort hauptsächlich politische Gegner, insgesamt 3000 Männer und Frauen. 16 Menschen wurden von der Wachmannschaft ermordet. Unter Ihnen der Anarchist und Dichter Erich Mühsam, der am 10. Juli 1934 ums Leben kam. Am 14. Juli 1934 wurde das KZ aufgelöst. Die Häftlinge wurde schon am 13 Juli in das KZ Lichtenberg/Berlin geschafft. 1936 wurde am Ortsrand von Oranienburg das KZ Sachsenhausen eingerichtet und das KZ Oranienburg aufgelöst. . Zu DDR-Zeiten wurde auf dem Gelände eine Polizeiwache errichtet. Noch Heute befindet sich dort die Polizeihauptwache Oranienburg. Am Rand erinnert ein Gedenkstein an das KZ und an die Ermordung von Erich Mühsam.

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Am ehemaligen KZ Oranienburg

Nachdem am Gedenkstein ein Kranz nieder gelegt wurde zog die Demonstration weiter durch die Mittelstadt. Die so genannte Mittelstadt, ein typisches DDR-Neubaugebiet, ist ein Stadtteil mit er-höhtem Nazianteil. Hier leben aber auch viele Aussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Gegen 16 Uhr endete die Demonstration am Kulturhaus ohne Zwischenfälle.

Bolk | 20.03.11 18:14 | Permalink