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Die Kämpfe dauern an

POLEN, BÜRGER, SOLDATEN DER FREIHEIT!
Unter dem Donnern der Geschütze, aus denen die deutsche Armee auf unsere Häuser, die Wohnungen unserer Mütter, Kinder und Frauen feuert,
unter dem Knattern der Maschinengewehre, die wir im Kampf gegen die feigen Gendarmen und SS-Männer erobern,
im Rauch der Feuer und im Blutstaub des gemordeten Warschauer Gettos
senden wir, die Gefangenen des Gettos, Euch brüderliche Grüße.
Wir wissen, daß Ihr mit herzlichem Schmerz und Tränen des Mitgefühls, mit Bewunderung und Sorge die Schlacht anseht, die wir seit vielen Tagen führen.
Aber Ihr seht auch, daß jede Schwelle im Getto Festung ist und bleiben wird, daß wir alle zugrunde gehen, doch uns nicht ergeben werden, daß wir wie Ihr nach Vergeltung dürsten und nach Strafe für alle Verbrechen des gemeinsamen Feindes.
Es ist ein Kampf um unsere und Eure Freiheit!
Wir rächen die Verbrechen von Auschwitz, Treblinka, Bełżec und Majdanek!
Es lebe die Waffen- und Blutsbrüderschaft des kämpfenden Polen!
Es lebe die Freiheit!
Tod den Henkern und Henkersknechten!
Es lebe der Kampf mit dem Okkupanten auf Leben und Tod!

DIE JÜDISCHE KAMPFORGANISATION

(Aufruf vom 23. April, vor 65 Jahren)


Notabene, "Merke wohl!":
Der deutsche Kommissar „für den jüdischen Wohnbezirk“/des Warschauer Ghettos, Heinz Auerswald, SS- und NSDAP-Mitglied, Jurist, wurde wie viele andere nie belangt. Er arbeitete nach 1945 als Rechtsanwalt in Düsseldorf in der Königsallee 40. Sein Stellvertreter Franz Grassler arbeitete nach 1945 als Staatsanwalt. (Er wird unter vielen anderen in Claude Lanzmanns Film „Shoah“ befragt.)
Jürgen Stroop aber, SS- und Polizeiführer im Distrikt Warschau, er leitete die Polizei- und SS-Einheiten, die das Ghetto räumen sollten, wurde 1947 von einem amerikanischen Militärgericht zum Tode verurteilt, dann aber nach Polen ausgeliefert. Auch hier gab es ein Todesurteil, im März 1952 wurde er in Warschau hingerichtet.

david | 20.04.08 22:40 | Permalink

Kommentare

Es mag eine Ironie der Geschichte sein, aber der Schlächter des Ghettos Jürgen Stroop saß bis zu seiner Hinrichtung in einer Zelle des Todestraktes zusammen mit Kazimierz Moczarski, einem polnischen Untergrundkämpfer. Dieser wurde ebenfalls zu Tode verurteilt.

Allerdings war letzter ein Antifaschist, der während der gesamten deutschen Besatzung gegen die Nazis kämpfte und gegen Stroop während des Warschauer Aufstandes 1944, also ein Jahr nachdem sich die Juden im Ghetto gegen die Nazis erhoben haben. Zum Verhängnis wurde Moczarski seine Mitgliedschaft in der Armia Krajowa (AK) [Land Armee], die der Exilregierung in London unterstellt war und die neuen kommunistischen Machthaber nicht anerkannte.

Moczarski, ein Jurist und Journalist kam1949 in den berüchtigten Knast in der Warschauer Rakowiecka Strasse. Es wird vermutet, dass die Stalinisten durch die Unterbringung des Kriegshelden mit einem Nazi die Psyche des Untergrundkämpfers brechen wollten. Zusammen mit dem Widerstandskämpfer und Stroop saß in der Zelle auch noch ein anderer Faschist, der Deutsche Polizist Schielke.

Kazimierz Moczarski gelang es im Zuge des sog. „Tauwetters“ 1956 das Gefängnis zu verlassen.

In dem Buch „Rozmowy z katem“ [Gespräche mit dem Henker] zum ersten Mal erschienen in einer ungekürzten Fassung im Jahre 1992 im Verlag PWN, gibt er fast tagebuchgetreu die Gespräche mit Jürgen Stroop wieder.

Sein Buch wurde in mehreren Teilen in der schlesischen Kulturzeitschrift „Odra“ in den Jahren 1972-1974 kontinuierlich veröffentlicht. Als „Rozmowy“ [Gespräche] wurden sie dann erstmalig in einer unvollständigen Fassung im Jahre 1972 verlegt.

Das spannend geschriebene und sehr detailreiche Buch, bescheinigt dem Autor eine tiefe Kenntnis der deutschen Kultur und Mentalität und zeichnet zugleich auf eindrucksvolle Art und Weise den Aufstieg und Fall eines gewöhnlichen deutschen Otto-Normal-Vergasers aus Schaumburg-Lippe auf.

Das Buch ist nun seit mehreren Jahren Pflichtlektüre in den polnischen Gymnasien.

Moczarski begründete seine imposante Erinnerungskraft damit, dass er im Todestrakt in einer permanenten Anspannung gewesen ist, bei der ihm sich jede Minute seines Lebens -in Erwartung seiner Hinrichtung- eingeprägt hatte. So können wir noch heute präzise Details zum verhalten und Psyche eines deutschen Massenmörders, der nach eigenen Angaben die Verantwortung für den Tod von mindestens 56.065 Opfern zugegeben hat, nachlesen.

Das Buch ist in Deutscher Sprache bei Fischer erschienen:

Moczarski, Kazimierz: Gespräche mit dem Henker – Das Leben des SS-Gruppenführers und Generalleutnants der Polizei Jürgen Stroop. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag, 1982, ISBN 3596234662

Verfasst von: Kamil | 21.04.08 16:09

Danke für den Kommentar!
Die "Gespräche mit dem Henker" von Kazimierz Moczarski erschienen übrigens 1981 in der DDR im "Verlag der Nation" in 1. Auflage, es folgten weitere Auflagen.

Verfasst von: david | 22.04.08 22:14

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