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"Der Tod des Soldaten als demokratische Herausforderung" ?

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"Welthauptstadt Germania" lebt weiter: Könnte Reichbauinspektor Albert Speer dies noch erleben...

Erinnert sich noch jemand an die Omas, die nach dem Mauerfall plötzlich ihre alten Alben mit Horts-Wessel-Liedern hervorkrammten? Zeitgleich entstaubte man überall -in der ostdeutschen Provinz bis dahin, hinter Büschen und Hecken versteckte- Denkmäler "unserer Helden". Was bereits damals übel aufgestossen ist als Demokratisierung der neuen Bundesländer und sich vermeintlich nur auf den ersten Weltkrieg beschränkte, als wäre dieser weniger verbrecherich ... kann sich spätestens, seit der Walser-Rede, Joschka Fischers Auschwitz-Vergleich und der grundsätzlich nach der WM abgeschlossenen Aufarbeitung der Deutschen Geschichte, der Revisionismus voll entfalten. Da Deutschland wieder am Hinduksch verteidigt wird, müssen auch die neuen Helden des alten deutschen Imperialismus auch gebührend geehrt werden.

Vor diesem aktuellen Hintergrund: Die Bundeswehr will künftig ihrer Toten mit einem zentralen Ehrenmal in Berlin gedenken, diskutierten vom 24. bis 26. Oktober 2007 Wissenschaftler im Rahmen "eines internationalen Vergleichs unterschiedlicher Disziplinen über den Tod des Soldaten als demokratische Herausforderung". Die Tagung wurde von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam organisiert. "Die Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Pläne für das Ehrenmal sind für uns Anlass zu dieser Tagung", erklärt Manfred Hettling, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der MLU. "

Seit Gründung der Bundeswehr haben 2600 deutsche Soldaten ihr Leben verloren. In den Auslandsseinsätzen seit 1993 waren es bis heute knapp 70 Soldaten. Entsprechend dem neuen deutschen Selbstbewußtsein muss auch der in Afghanistan gefallene Landser geehrt werden. "Das geplante Denkmal ist ein Einschnitt in der deutschen Erinnerungskultur, man kann es als Abkehr von der bundesdeutschen Tradition deuten, welche sich auf die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft konzentriert hat." heisst es in einer Presseerklärung des Dipl.-Journ. Carsten Heckmann. "Für die Bundesrepublik Deutschland bestehe ein zweifaches Problem, das die Tagung benennen und genauer bestimmen solle. Erstens bestehen zwar zivile und innermilitärische Symbolformen und Ritualisierungen. Diese enthalten aber kaum Möglichkeiten, Sterben für ein Ziel zu thematisieren. Zweitens fehlt der BRD die Möglichkeit, gewalthaften Tod staatspolitisch zu symbolisieren und damit das eigene Gemeinwesen zu legitimieren."

Doch bereits heute existieren zumindestens zwei Ehrenmale für Hitlers willige Holocaust-Vollstrecker, die nach 1945 errichtet wurden. Das eine auf Festung Ehrenbreitstein als „Ehrenmal des Deutschen Heeres“ das andere als "Ehrenmal der Luftwaffe" auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck.

Die Tagung, die Hettling gemeinsam mit Dr. Jörg Echternkamp vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt organisiert hat, nimmt die politische Umbruchsituation auf und fragt danach, wie verschiedene demokratische Staaten Gedenken und Erinnerung an ihre militärischen Toten seit 1945 gestalten und welche Erinnerungsformen sich dabei etabliert haben. Die bundesdeutsche Gedenkpolitik sollte damit im internationalen Rahmen untersucht werden. Die Pläne für das Bundeswehr- Ehrenmal wurden im zweiten Teil der Tagung diskutiert. "Sie können dann sowohl historisch und international vergleichend als auch im Zusammenhang der Entwicklung einer spezifisch bundesdeutschen staatspolitischen Symbolik diskutiert werden", so Professor Hettling.

Die Tagung wird gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung und findet im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung statt.

Weitere Informationen unter:
http://www.verwaltung.uni-halle.de/dezern1/presse/tagungen/2007-10-tod-des-soldaten-flyer.pdf

Das Tagungsprogramm im PDF-Format zum Herunterladen
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=7748

Jungs umstrittenes Ehrenmal

Michal Stachura | 02.11.07 22:49 | Permalink