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Chile International: Museo Santiago – Dia Stadt als Versprechen

Eine Ausstellung

Der kulturelle Aufbruch Anfang der 1970er Jahre in Chile war von kurzer Dauer. Auf dem Weg zum Sozialismus arbeitete man auch stadtplanerisch und künstlerisch am Umbau der Gesellschaft. Einzelne damals in Santiago entstandene Bauten zeugen noch heute von dieser Utopie, vieles blieb unrealisiert. Der Putsch von 1973 beendete das kollektive Projekt. Fortan wurde der städtische Raum und die Öffentlichkeit mit Gefahr assoziiert. Der Rückzug ins Private hingegen versprach Sicherheit.
Die 1989 begonnene Rückkehr zur Demokratie ist bis heute nicht vollständig abgeschlos¬sen. Mit der Phase des Übergangs, der so genannten Transicion, begann jedoch eine neue Runde in der Auseinandersetzung um die kulturelle Symbol- und Definitionsmacht. Unübersehbar ist die neuerliche, rege Kulturproduktion, die sich der jüngsten Geschichte Chiles kritisch nähert. Das Land ist dabei, sich von seiner Erstarrung zu befreien und auch die gewaltsame Unterbrechung von 1973 offiziell anders zu bewerten.
Unabhängige Kunsträume wie Galería Metropolitana und Hoffmann´s House spielen dabei eine wichtige Rolle. Galería Metropolitana entschied sich 1998 ihre Räume in der Peripherie Santiagos, im Arbeiterviertel Pedro Aguirre Cerda zu eröffnen. Hoffmann´s House wählte als nomadisierende Galerie einen anderen Weg, blieb beweglich in der Stadt ohne sich territorial festzulegen. Beide Projekte formulieren eindrücklich das Bedürfnis zeitgenössischer chilenischer Kunst in der Öffentlichkeit zu intervenieren, ohne dabei eigene ästhetische Ansprüche aufzugeben.

Aus dem Umfeld dieser beiden Galerien präsentiert die Ausstellung Chile International. Museo Santiago die chilenischen KünstlerInnen Lotty Rosenfeld, Leonardo Portus, Guillermo Cifuentes, Enrique Ramirez, Hoffmann´s House und Claudia Aravena. Die ausgewählten Installationen, Zeichnungen und Videoprojektionen vereint der vielfältige Bezug auf den städtischen Raum, als Träger von Geschichte und Feld sozialer Teilhabe.
In ”5 Lugares de Santiago” zeigt Portus zum Beispiel die modellhafte Rekonstruktion von Orten, die zwischen 1970 und 1980 aus dem Bild der Stadt gelöscht wurden.
Von der Videokünstlerin und diesjährige Documenta-Teilnehmerin Lotty Rosenfeld wird ”Proposición para (entre) cruzar espacios límites” (1983) zu sehen sein – die Aufzeichnung einer Kunstaktion am Checkpoint Charly in Berlin und im Tunnel Christo Redentor, an der chilenisch-argentinischen Grenze.
Die Installation ”Pista Central” von Guillermo Cifuentes und Enrique Ramirez, ist die Homage an eine klandestine Funk-Bewegung im Arbeiterviertel Pedro Aguirre Cerda während den Zeiten der Ausgangssperre.
Die Ausstellung begleitet eine Diskussion in Kooperation mit dem Forum Goethe Berlin. Am Sonntag 23.09.2007 unterhalten sich zum Thema Kunst und politisches Engagement. Ein Vergleich zwischen Santiago de Chile und Berlin: Juliane Rebentisch (Philosophin, Berlin), Ana María Saavedra (Galeria Metropolitana, Santiago), Rodrigo Vergara (Hoffmann´s House, Santiago) und Josef Strau (Ex-Galerie Meerettich, Pavillon der Volksbühne, Berlin).
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Clemens Krümmel.

Chile International:Museo Santiago – Die Stadt als Versprechen
22. September bis 28. Oktober 2007
im Projektraum 1 des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Öffnungszeiten: montags bis freitags von 14.00 bis 19.00 Uhr, sonnabends und sonntags und an Feiertagen von 12.00 bis 19.00 Uhr

Eröffnung: Freitag 21. September 2007, 19 Uhr
Begrüßung: Sigrid Klebba, Stadträtin für Bildung und Kultur Friedrichshain-Kreuzberg
und Marigen Hornkohl, Botschafterin der Republik Chile in Deutschhland
Zur Ausstellung: Eva-Christina Meier und Andreas Fanizadeh

natter | 18.09.07 20:16 | Permalink