« Partisanen der Utopie | Hauptseite | Bush-Besuch in Brasilien voller Erfolg für US-Eliten »

Alternativ Einkaufen außerhalb der großen Ketten

AlternativEinkaufLaGeneral3.jpg
Der Laden "La Générale" befindet sich in einem von KünstlerInnen besetzten Haus: Boykottaktion gegen die Präsidentschaftswahlen, Foto: Kamil Majchrzak

- von Kamil Majchrzak aus Paris -

Supermarktketten monopolisieren längst den Lebensmittelhandel. Eine mögliche Alternative boten -so schien dies jedenfalls- zunächst auch Bioläden. Doch die Marktlücke im Angebot wurde schnell durch große Bioladenketten geschlossen. Geschäft ist eben Geschäft.

Im europäischen Vergleich besticht einen auch der Eindruck, das in Deutschland „Bio“ nicht ohne einen gewissen esoterisch-völkischen Grundgehalt auskommen kann. Dies lässt sich vor allem an der Bio-Klientel beobachten, für welche "Bio" nicht eine Alternative zum Großhandel darstellt, sondern eine Gelegenheit einen elitären Lifestyle auszuleben, der durch die hohen Preise vor einer Popularisierung im "gemeinen Volk" gesichert wird. Dabei steht nicht die soziale Kritik an der Entfremdung der industriellen Produktion im Vordergrund, sondern ein religiös anmutender Zivilisationspessimismus. Die neuen BoBos (bohème bourgeois) vom Prenzlauer Berg können so die gegenwärtige Krise des Kapitalismus und seine verherenden Umweltfolgen aus dem sozialen Kontext herauslösen und auf die Ebene einer esoterischen Para-Religion überleiten. Ein Blick auf die französischen Nachbarn ist lohnenswert, den dort steht nicht "Bio" als snobistisches savoire vivre im Vordergrund, sondern gut und gesund Essen. Dadurch bleibt gesundes Essen, und mithin auch "Bio"immer noch eine Frage aus dem Bereich des Sozialen in Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Hegemonie des kapitalistischen Produktionsprozesses.

Kleine Läden in denen man/frau beim Einkauf über das Produkt noch gut beraten wurde oder ein Bezug zwischen Hersteller und Konsument bestand sind im Rahmen einer industrialisierten Massenproduktion keine Selbstverständlichkeit.

In Paris versucht der Verein AMAP (Assosiation au Maintien d´une Agriculture Paysane) [Verein zur Bewahrung der bäuerlichen Landwirtschaftlichen] dies zu ändern.

AlternativEinkaufLaGeneral4.jpg
Lecker Hühnchen, im Hintergrund die Bestellungen für das kommende Wochenende


Die Idee bei der es eben nicht nur um Bio geht entwickelte sich zunächst in den USA. „Es geht dabei nicht darum Profit zu machen, sondern Bio-Bauern zu ermöglichen ihre Produkte außerhalb des offiziellen Marktes, der von Großhandelsketten monopolisiert ist zu anzubieten“, erzählt Hubert, Mitglied von AMAP. „Mit unseren Beiträgen die für ein halbes Jahr im Voraus bezahlt werden kommen die Bauern so ohne Kredite bei den Banken aus. Damit wird auch ausgeschlossen, dass eine Bank ihren Einfluss auf die Bauern geltend machen kann und diese zwingt z.B. genmanipulierte Agrar-Produkte anzubauen. Unsere Beiträge werden gemeinsam auf der Mitgliederversammlung beschlossen. Sie sind eine Art Garantie oder Versicherung für den Bauern, den er bekommt das Geld auch wenn die Ernte nicht so ertragreich war wie erhofft. Derzeit betragen sie 15,-EUR in der Woche. Dafür kennen wir uns selbstverständlich mit leckerem Gemüse und Fleisch eindecken.“

Ein Markt von AMAP befindet sich in der Rue Général Lassale in einem Gebäude das von mehreren KünstlerInnen besetzt wurde. Den dortigen Laden „La Générale“ kommen vor allem junge Leute aus dem Quartier aber auch von außerhalb.

Einkauf im "La Générale": Jeder bedient sich selbst

AlternativEinkaufLaGeneral.jpg

AlternativEinkaufLaGeneral2.jpg

AlternativEinkaufLaGeneral5.jpg


Info:

La Générale

Michal Stachura | 10.03.07 15:03 | Permalink