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DDR-Anschlußtag des Jahres: 3. Oktober

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Deutschland Einig Vaterland, Foto: Dietmar Gust

von Arnold Schölzel

Eigentlich hat sich die Sache ja erledigt. Die DDR ist weg, das Urteil steht fest – verdammt in alle Ewigkeit – und es geht voran: Nach Afghanistan, ins Mittelmeer, in den Kongo und sicher bald in die Antarktis. Damit der deutsche Wohlstand erhalten bleibt, wie der Verteidigungsminister erklärt.

Leider gibt es nicht nur in Kabul und Kinshasa Renitenzprobleme mit den Eingeborenen. Der Taliban vor der Haustür wohnt in Eisenhüttenstadt oder Kötzschenbroda, wählt links, rechts oder gar nicht und muß mit erheblichem Aufwand alimentiert werden. Er vergißt seine Datsche nicht, deren Pacht er nicht mehr bezahlen kann, hängt den Ost-Polikliniken nach, seitdem der nächste Arzt Dutzende Kilometer entfernt wohnt, und räsoniert über Finnland, das ein besseres Schulsystem als die Bundesrepublik habe, weil es aus der DDR importiert wurde. Und schlimmer: Er trägt seinen Dschihad in den Westen. Mehr als 2,5 Millionen mit Sozialismus kontaminierte Ossis sind es, die ihrem Unterwanderwerk z. B. in Baden-Württemberg oder Bayern nachgehen. Meinte der Papst neulich überhaupt den Islam?

Der Dienstag wird’s richten. Die Bundeskanzlerin erklärte ihn am Wochenende zum »Tag der Freude« und rief allen, die morgen nichtsahnend zur Arbeit fahren wollen, wie ein Funkwecker per Internet-Video zu: »Der 3. Oktober ist ein Feiertag.« Das mußte raus, denn irgendeine Umfrage hat ergeben, daß nur ein knappes Drittel der Befragten an diesem Datum einen Anlaß zum Feiern sieht.

Einige der Besatzer haben im Osten eben doch etwas Beute gemacht. Die Umwelt sei sauber geworden, fuhr die Kanzlerin fort, Innenstädte und kulturelle Güter konnten »gesichert und gerettet« werden, es gebe neue, innovative Arbeitsplätze, und die Menschen könnten reisen. Alles richtig: In der ökologisch beruhigten Zone sind die Immobilien sicher in westdeutscher Hand, wer gestern Lehrer war, darf heute mit Schnürsenkeln handeln, und reisen kann jeder, soweit die Renten tragen, zur nächsten Lamadeckenshow. Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Brandenburg, Thomas Lunacek, ermutigt die Deutschen dazu, am 3. Oktober die Deutschlandfahne zu präsentieren. Innovative Arbeit eben.

Quelle: Junge Welt vom 3.10.2006
Veröffentlichung mit Zustimmung des Autorsl

Michal Stachura | 03.10.06 01:47 | Permalink

Kommentare

Hallochen aber auch!
Nun ja, zum obigen Bericht ist wenig hinzu zufügen, nur vielleicht anzumerken: wer nahm sich eigentlich das Recht meine Staatsbürgerschaft, die ja "DDR" lautete, einfach in "deutsch" umzuwandeln? Nicht einmal das durften wir entscheiden und so geht das unter dem wehenden Deckmäntelchen der Demokratie bis heute weiter. Aber ja, ich vergass, ich lebe ja als gelernter Ossi nun in BW im Untergrund. Huch, was für 'ne Story: Beruf weg nach Wende, neuorientierte Arbeit nun auch weg (weil über 50), jedoch wie das der Papst richtig erkannt hat, ein mit dem Sozialismus kontaminierter Ossi, der hier Untergrundarbeit verrichtet. Waren nicht irgendwann schon einmal tausende Deutsche dazu verdammt in den Untergrund zu gehen? Ich glaub' meine Oma erzählte davon und landete dafür in einem Lager. So gesehen nimmt mein Lebensweg bedrohliche Ähnlichkeiten an.

Als dann.....keep on - what ever you want - rocking.

Verfasst von: Frank Gauer | 28.08.07 21:12

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