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Berliner Heinrich-Heine-Preis für Peter Handke?

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Nach der skandalösen Diskussion um die Verleiung des Heinrich-Heine-Preises der Stadt Düsseldorf an Peter Handke und Handkes Verzicht auf den Preis, gibt es jetzt einen Aufruf für einen Berliner Heinrich-Heine-Preis:

„…und es fehlt nicht an gelehrten Hunden, die das blutende Wort als gute Beute heranschleppen.“ Heinrich Heine

Berliner Heinrich-Heine-Preis für Peter Handke

„Eigensinnig wie Heinrich Heine verfolgt Peter Handke in seinem Werk seinen Weg zu einer offenen Wahrheit. Den poetischen Blick auf die Welt setzt er rück-sichtslos gegen die veröffentlichte Meinung und deren Rituale.“ Mit dieser Be-gründung erkannte die Jury dem Schriftsteller Peter Handke den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis zu. Doch sofort reagierten einflußreiche Medien und ein-zelne Politiker mit heftigen Attacken, die dazu geführt haben, daß die Düsseldorfer Stadtratsfraktionen von SPD, FDP und Grünen die Vergabe des Preises verweigern und verhindern.

Der Fall erinnert an die mehrjährigen Auseinandersetzungen, deren es be-durfte, um die Benennung der Düsseldorfer Universität nach Heinrich Heine durchzusetzen. Der in Düsseldorf geborene Dichter und Journalist, der für die Ideen der französischen Revolution Partei nahm, wurde zeitlebens und über den Tod hinaus von deutschen Zensurbehörden verfolgt. Weil er Tatsachen berichtete und, was er als Wahrheit erkannte, nicht preisgeben wollte, blieb ihm nur das Exil in Paris.

Peter Handke mahnt seit Jahren immer wieder „Gerechtigkeit für Serbien“ an. Er hat den ihm als Unverfrorenheit ausgelegten Mut, auch auf die serbischen Opfer des Krieges hinzuweisen, die in der deutschen Öffentlichkeit nach wie vor kaum wahrgenommen werden, da die Medien und die führenden Politiker fast u-nisono den Serben kollektiv die Täterrolle zuschreiben.

Am 18. März sagte Peter Handke in Požarevac bei der Beerdigung von Slobo-dan Milošević: „Die Welt, die vermeintliche Welt, weiß alles über Slobodan Milošević. Die vermeintliche Welt kennt die Wahrheit. Eben deshalb ist die ver-meintliche Welt heute nicht anwesend, und nicht nur heute und hier. Ich kenne die Wahrheit auch nicht. Aber ich schaue. Ich begreife. Ich empfinde. Ich erinnere mich. Ich frage. Eben deshalb bin ich heute hier zugegen.“ Diese Worte drücken ein anderes Verhältnis zur Wahrheit aus als Rudolf Scharpings frei erfundene Kriegsgründe, Joseph Fischers Auschwitzvergleiche und das bedauernde Lächeln des NATO-Pressesprechers Jamie Shea über „Kollateralschäden“. Keiner der Verantwortlichen wurde für die Manipulationen und die Kriegspropaganda zur Rechenschaft gezogen, noch gab es jemals eine öffentliche Debatte darüber (auch nicht nach der verdienstvollen WDR-Sendung „Es begann mit einer Lüge“ anderthalb Jahre nach dem Beginn der NATO-Bombenangriffe auf Jugoslawien), aber über den Heinrich-Heine-Preis an Peter Handke ereifern sich Medien und Politiker, die verbergen wollen, was er aufzudecken bemüht ist: „Denn was weiß man, wo eine Beteiligung beinah immer nur eine (Fern-)Seh-beteiligung ist? Was weiß man, wo man vor lauter Vernetzung und Online nur Wissensbesitz hat, ohne jenes tatsächliche Wissen, welches allein durch Lernen, Schauen und Lernen, entstehen kann? Was weiß der, der statt der Sache einzig deren Bild zu Gesicht bekommt, oder, wie in den Fernsehnachrichten, ein Kürzel von einem Bild, oder, wie in der Netzwelt, ein Kürzel von einem Kür-zel?“
Völkerverständigung kann nicht auf Propaganda gedeihen, sondern nur auf Aufklärung. Ein trauriges Beispiel hierfür ist Kosovo – wo die angebliche „hu-manitäre Intervention“ der NATO ein System geschaffen hat, in dem Serben, Roma und Juden, soweit sie trotz Massenvertreibung noch dort ausharren, sich nicht frei bewegen können. „Gerechtigkeit für Serbien“ – 1996, drei Jahre vor dem NATO-Krieg, hat Peter Handke diese Zeile auf einer Jugoslawienreise no-tiert, ahnend, was drohte: Krieg, unter deutscher Beteiligung, als Folge der Zer-schlagung der Bundesrepublik Jugoslawien, zu der die deutsche Außenpolitik maßgeblich beigetragen hat. 1999 war Peter Handke wieder in Serbien, während des Krieges, miterlebend und -erleidend, wovor er vergeblich gewarnt hatte.

Der Heinrich-Heine-Preis gehört Peter Handke! Nicht der Preis der Stadt Düsseldorf, der entwertet ist, sondern der Berliner Heinrich-Heine-Preis, ver-bunden mit einem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro, verliehen von allen, die Peter Handke einer Auszeichnung im Namen Heinrich Heines für würdig halten.
Die Unterzeichner übernehmen gern die Kriterien des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preises, mit dem Persönlichkeiten geehrt werden sollen, „die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Hein-rich Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten”.

Wir bitten Sie, diesen Aufruf mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen und sich an der Finanzierung des Preises zu beteiligen.

Rolf Becker, Daniela Dahn, Dietrich Kittner, Arno Klönne, Monika und Otto Köhler, Joochen Laabs, Käthe Reichel, Eckart Spoo, Ingrid und Gerhard Zwerenz

Zuschriften an:
rolf.becker@comlink.de,
Fax 040 – 280 32 14
Konto: Rolf Becker / Berliner Heine-Preis, Hamburger Sparkasse (BLZ 20050550), Konto-Nummer: 1001212180

A.S.H. | 15.06.06 11:14 | Permalink

Kommentare

UPDATE:

Handke lehnt "Berliner Heinrich-Heine-Preis" ab

Peter Handke will auch den "Berliner Heinrich-Heine-Preis" nicht annehmen.

Er habe sich aber dafür ausgesprochen, ein eventuelles Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro "serbischen Enklaven" im Kosovo zur Verfügung zu stellen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" meldet, habe sich Handke in einem Schreiben an die Berliner Initiatoren "berührt von Ihrer Geste" gezeigt, möchte aber doch "beiseitestehen und betonte: "Bitte, kein Preis oder Alternativpreis für mich".

Verfasst von: a.s.h. | 26.06.06 15:18

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