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Halbe 2005: Bürgerblokade verhindert Naziaufmarsch

von Timur und sein Trupp

Am 12.11.2005 versammelten sich in Halbe wieder mal 1500 Neonazis in Halbe, um die im 2. Weltkrieg getöteten Angehörigen der Deutsche Naziwehrmacht und die Waffen-SS zu verherrlichen, ihre Verbrechen zu leugnen und die Kriegsschuld Hitlerdeutschlands abzustreiten.

Doch diesmal kam es anders. Das Land Brandenburg organisierte den zivilen Ungehorsam und spendierte dafür Shuttlebusse, Infostände, Bühnen und Musiker, wie z.B. die Ostband Karat oder Ulla Meineke. Dafür machte die Landesregierung kurzfristig 50.000 EURO locker.

Circe 500 Menschen, Alte wie Junge, blockierten heute die Straße zum Waldfriedhof in Halbe/Brandenburg.
Damit verhinderten Sie einen Aufmarsch von etwa 1500 Neonazis. Diese wollten, wie in den letzten Jahren, zum Friedhof marschieren und die dort begrabenen Angehörigen von Naziwehrmacht und SS als Helden verherrlichen.

ADie Polizei postierte Absperrgitter vor der entscheidenden Weggabelung zum Friedhof so, dass eine Blockade überhaupt erst möglich wurde. Sie ließ die 500 Menschen dort zusammenkommen und weigerte sich diese dort zu entfernen.


Ein Pressesprecher der Polizei nannte das "Potsdamer Lösung".

EineWoche zuvor spielte sich ähnliches bereits in Potsdam ab. Am 5.11. wurden etwa 250 Nazis aus dem Spektrum der so genannten „Freien Kameradschaften“ durch zwei Straßenblockaden daran gehindert, einen Aufmarsch durch die Potsdamer Innenstadt abzuhalten. Die Polizei positionierte ihre Absperrgitter derart strategisch, dass diese selbst bereits Straßenblockaden darstellten. Mit dem Hinweis auf eine gefährdete Sicherheitslage verweigerte die Polizei den Nazis das loslaufen:

Polizist: "Sie können hier nicht marschieren, es sind zu viele Menschen auf der Straße".
Christian Worch: Wo denn, wo sind den die Menschen.
Polizist: “Es sind einige Tausend, wir können nicht für ihre Sicherheit garantieren".
Christian Worch: „Ich seh hier keine, wer soll uns den hier bedrohen."
(Quelle: http://www.de.indymedia.org/2005/11/131542.shtml)

Doch alles lamentieren und verhandeln half nichts. Die Nazis mussten um 16 Uhr unverrichteter Dinge abziehen und führet in Berlin eine kurze Spontandemo durch, die jedoch wegen des schnell formierten Widerstandes durch Antifa´s, von der Polizei nach nur ca. einen Kilometer beendet wurde.

In Halbe dann wie gesagt griffen Polizei und Landesregierung auf eben dieses Mittel zurück.
Da nützte es den Nazis nicht, dass sie in mehreren Prozessen die Demo durchgesetzt hatten und auch mit Schwarz, Weiß, roten Fahnen auflaufen durften. Für sie blieb nur die Mitte des Dorfes und eine Bühne und mehrere Stunden frustrierendes Warten.

Gegen 16.30 Uhr wurde es dem brauen Mob zu Bunt. Als klar war, dass der Marsch nicht stattfinden werde, machte sich Unmut breit. "Straße frei für die deutsche Jugend“ kam die Sache eine kurze heftige Eigendynamik. Der Mob ruckte an und brach durch. Die einfache Kette an Polizisten hatte dieser Welle zunächst nichts entgegenzubringen. Nach etwa 50 Metern kam der Mob jedoch wieder zum Stehen. Teils durch die eigenen Ordner gestoppt, teils durch die sofort herangezogenen Polizeikräfte.

Nach einigen Minuten ruckte der Mob noch mal an. Doch nun hatte die Polizei reichlich Kräfte rangbeordert, nebst SEK-Schlägertruppe und es gab für die erste Reihe kurz auf die Nase.

Für den Zuschauer ein zweifelhaftes Vergnügen. Den bedenkt man, dass die gleichen Bullen, in einer anderen Situation, der Antifa auf die Fresse hauen würde und das vielleicht auch viel lieber getan hätte, verwandelt sich die aufkommende, klammheimliche Freude schnell in ein leichtes drücken in der Magengegend.

Nun war die Situation klar. Den Nazis blieb nun nichts weiter, als in einer Protestrede (vorgetragen vom Nazianwalt Jürgen Rieger) Gift und Galle zu spucken, das Deutschlandlied mit allen Strophen abzusingen (Von der Maas, bis ....) und dann die Veranstaltung abzubrechen.

Neben der heimlichen Freude bedenke man, dass dies alles auch bei linken Veranstaltungen Mode werden könnte.

Man stelle sich vor, der Berliner Senat organisiert eine Bürgerblockade auf den linken 1. Mairoute und die Polizei erklärt, dass sie diese nicht beseitigen könnte und deshalb die Demo nicht losgehen könne.

Antifa boykottierte Halbe!!

Das das Antifabündnis Berlin/Brandenburg und größte Teil der unabhängigen Antifaszene hielt sich demonstrativ von Halbe fern. Ihre Kritik richtete sich hauptsächlich gegen die Deutsche Kriegsgräberfürsorge (KDV), die zusammen mit dem "Aktionsbündniss gegen Heldengedenken und Naziaufmärsche in Halbe“ die offizielle Gedenkveranstaltung am Morgen organisierte, an der neben Vertreter Landesregierung, auch Vertreter aller im Parlament sitzenden Parteien (also auch die DVU) und der Kirchen teilnahmen.

Mit dem Motto der Veranstaltung "Die Toten mahnen, für den Frieden zu leben", so die Antifa, reihe sich das vorgeblich gegen rechts initiierte Bündnis in das Trauern um Wehrmachtsangehörige ein, dass auch von Soldatenverbänden und auch den Neonazis betrieben wird. Ein Sprecher des Antifabündnisses erklärte, dass eine "adäquate Gegenveranstaltung" und ihre Teilnahme damit nicht mehr möglich sei.
Stattdessen organisierte das Antifabündnis am gleichen Tag unter dem Motto "NS-Verherrlichung stoppen" eine eigenen Demo im 15 Kilometer entfernten Königs Wusterhausen, um im Rahmen der Anti-Naziläden-Kamagne "We Will Rock You" gegen die Neonazi-Marke Thor Steinar zu demonstrieren. Die Firma Mediatex, die diese Marke vertreibt, hat dort ihren Hauptsitz. Nur einige Antifas, unter anderem die Gruppe "Fels" (Für eine linke Strömung), waren in Halbe mit Ständen vertreten. 400 Antifas sammelten sich gegen Abend am Bahnhof und demonstrierten ohne Zwischenfälle durch die Kleinstadt.

Pressemanipulation

Im Nachhinein wurde die Teilnehmerzahl der Gegendemonstration durch die Presse deutlich nach oben geschrieben. In fast allen Medien war von mehr als 2500 Gegendemonstranten die Rede. Diese Zahlen wurden von Polizei und Landesregierung verbreitet. Ein absolutes Unüblich. Werden doch Teilnehmerzahlen von Antifademos in aller Regel von der Polizei und Medien runtergeredet.

Es bestand offensichtlich höchstes Interesse der Regierenden in Potsdam, dass deutlich mehr Gegendemonstraten auf der Habenseite zu verbuchen, um im nächsten Jahr einen neuerlichen Verbotsversuch begründen zu können.

Bilder zum Thema gibt es hier:

Halbe
http://de.indymedia.org/2005/11/132274.shtml
http://de.indymedia.org/2005/11/132306.shtml
http://de.indymedia.org/2005/11/132287.shtml

Potsdam:
http://www.de.indymedia.org/2005/11/131646.shtml
http://www.de.indymedia.org/2005/11/132226.shtml
http://www.de.indymedia.org/2005/11/132181.shtml

| 16.11.05 16:57 | Permalink