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Walter Momper oder: Von der Arroganz eines Zensors

„Die Bogside Artists sind drei international bekannte Künstler, die in der gleichnamigen Gegend im nordirischen Derry City aufgewachsen sind. Hier wurden am 30. Januar 1972, dem ‚BloodySunday’, während einer Demonstration 14 unbewaffnete Zivilisten von der britischen Armee erschossen. Seit 1994 entsteht an den Giebelseiten der Bogside-Häuser ein einzigartiger Zyklus von insgesamt 12 großflächigen Wandbildern mit denen die Künstler an die Ereignisse der von politischen Kontroversen geprägten Geschichte der Bogside erinnern – ein Aufruf zu Frieden und Versöhnung.

Die in Form von Großfotografien ausgestellten Wandgemälde zeigen die gegenüber der Berichterstattung in den Medien notwendige Wiederaneignung und Erzählung der eigenen Geschichte Derrys und schließen Perspektiven und Zukunftshoffnungen der jungen heranwachsenden Generationen ein. Wir haben die Künstler mit ihren Arbeiten nach Berlin eingeladen um daran zu erinnern, dass ein politischer Konflikt immer noch auf seine tragfähige Lösung wartet und nachhaltig Frieden in der Region sichert. Ich hoffe, dass auch Sie von unserer Ausstellung beeindruckt sein werden, die gerade an dieser Stelle des ehemals geteilten Berlin ein wichtiges politisches Signal aussendet.“

So hieß es im Entwurf vom 15. Oktober 2004 für die Einladungskarte zur Ausstellung der Bogside Artists, die am 11. November 2004 im Berliner Abgeordnetenhaus eröffnet werden sollte. Als Einladende fungierte die Vorsitzende des Ausschusses für Kulturelle Angelegenheiten des Abgeordnetenhauses von Berlin , Alice Ströver (Grüne).

Zur Ausstellung kam es jedoch nicht. Sie wurde von Walter Momper (SPD), dem Präsidenten des Abgeordneten hauses, kurzfristig abgesagt. Einer der Künstler aus Derry sowie der Kurator aus Frankfurt/M. wurden am 11. November 2004 mit polizeilichem Nachdruck am Betreten des Abgeordnetenhauses gehindert.

Momper begründete seine Absage in einem Schreiben an den Kurator,
Norbert Biba, damit, die Ausstellung sei nicht ausgewogen. Der Ausstellung war am 13. Januar 2004 der fraktionsübergreifend e Segen erteilt worden, seitdem lag Momper auch der Katalog zur Ausstellung vor.

Frau Ströver mochte sich nicht mehr recht an ihren Text für die Einladungskarte erinnern und zeigte Verständnis für Mompers Entscheidung: „Man kann die Ausstellung im Abgeordnetenhaus zeigen, aber ich verstehe die Grenzwertigkeit.“

Zu den Exponaten sollte auch ein Gemälde mit einer stilisierten Friedenstaube gehören. Wie ausgewogen muss eine solche Taube sein?
Seit der Absage ihrer Ausstellung drängen die für den Versöhnungsgehalt ihrer Arbeiten ausgezeichneten Bogside Artists auf eine ausführliche Stellungnahme und Entschuldigung Mompers. Doch nicht nur sie, wie die Künstler in einem Rundschreiben vom 24. Juni 2005 mitteilten.

Demnach hat der Irische Botschafter in Berlin kurz nach Absage der Ausstellung einen Brief an Momper geschrieben. Antwort: keine. Danach wandte sich der Stadtrat von Derry (Derry City Council) an Momper. Reaktion: keine. Nach einem zweiten Schreiben des Stadtrates meldete sich Momper telefonisch beim Bürgermeister von Derry und forderte unmissverständlich, es mögen weder weitere Briefe in dieser Sache an ihn gerichtet werden, noch Presseberichte darüber erscheinen. Der Bürgermeister von Derry ersuchte Momper daraufhin schriftlich, er möge sich entschuldigen und die Ausstellung, wie ursprünglich zugesagt, zeigen. Deren Absage käme einer Beleidigung der Bürger von Derry gleich. Die Antwort von Momper steht aus.

Auch John Hume, Politiker der Social Democratic Labour Party (SDLP) und Friedensnobelpreisträger , wartet bis heute auf eine Antwort auf sein Schreiben an Momper, in dem er ihn ebenfalls um eine Erklärung für die Absage der Ausstellung gebeten hatte. Die Absage, so Hume, käme einer politischen Zensur gleich. Ob Momper sich irgendwann herablassen und ihn anrufen wird, um auch ihn zum Schweigen aufzufordern ? Einem Zensor vom Schlage Momper ist alles zuzutrauen.

Jürgen Schneider

A.S.H. | 28.06.05 13:23 | Permalink

Kommentare

Ich persönlich halte Momper für einen Blender und Politikversager. Weichbirnigeiig, wie er nun einmal ist, fürchtet er die demokratische politische Debatte.

Und sojemand ist Parlamentspräsident...

Verfasst von: Dr.Dean | 04.08.06 00:59

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