« 15 Jahre Zeitschrift telegraph | Hauptseite | U.S.-Wahle für den Rest der Welt »

Das War's

Neun mal „widerspenstig und lebendig“ –
das Humannplatzfest zum 1.Mai findet nicht mehr statt.

[Berlin] Das Festkomitee hat beschlossen, das 1. Mai -Fest auf dem Humannplatz, Berlin-Prenzlauer Berg, ersatzlos einzustellen.

Unsere Bemühungen, den Vorbereitungskreis personell zu erweitern, waren wenig erfolgreich. Dabei mussten wir feststellen, dass der Kreis jener Leute zusehends schwindet, die bereit sind, ehrenamtlich ein solches Fest vor- und auch nachzubereiten.
Schließlich haben wir als Vorbereitungsgruppe jederzeit ehrenamtlich gearbeitet, immer mit der Angst, die anfallenden Kosten am Ende eines jeden Festes decken zu können.
Entscheidend aber ist die endgültige Ernüchterung über Sinn und Zweck des Festes und den damit verbundenen Anstrengungen des Festkomitees. Zur Erinnerung:

Als 1995 im fünften Jahr der so genannten "Deutschen Einheit" das erste Fest organisiert wurde, war es Ziel der beteiligten Gruppen, den 1.Mai im Ostteil der Stadt jenseits von traditionellen Massenaufmärschen und revolutionärer Verbalrhetorik wiederzubeleben. Angesichts von Sozial- und Demokratieabbau, Verschärfung der staatlichen Repression, Ausgrenzung und Entsolidarisierung und vielem anderem mehr sollte das Fest vor allem dazu dienen, öffentlich zu dokumentieren, dass es nach wie vor Menschen gibt, die sich nicht mit den herrschenden Zuständen zufrieden geben - die nicht ohnmächtig dem konservativen "Rollback" entgegensehen und auf unterschiedlichste Art Widerstand leisten.

Unter dem Motto "widerspenstig und lebendig" sollte am 1.Mai auf dem Humannplatz ein Straßenfest stattfinden, auf dem sich die unterschiedlichsten politischen und sozialen Gruppen, Organisationen und Projekte darstellen, miteinander diskutieren und auch feiern können.

Heute, 9 Jahre später, müssen wir endgültig feststellen, dass diese Ziele und Hoffnungen nicht erfüllt werden konnten. Die politische Komponente und -Ausrichtung des Festes fiel schnell hinten herunter, weil sie vom Großteil der Festbesucher nicht gewollt wurde.
Alle inhaltlichen und politischen Angebote stießen auf allgemeines Desinteresse.
Politische Infostände fungierten zum Schluss lediglich nur noch als Feigenblatt, dazu hatten wir nun die wenigste Lust. Hinzu kam, dass wir zunehmend Probleme damit bekamen, politische Stände für das Fest zu gewinnen.
Dem gegenüber mussten wir uns von Jahr zu Jahr einem verstärkten Ansturm von Kommerz- und Fressständen erwehren. Am Rand des Festes versuchten Fliegende Händler und Imbisse, auf unserem Fest Ihren persönlichen Reibach zu machen. Diese Art Wochenmarkt war von uns so nie gewollt.
Der Anspruch des größten Teils der Festbesucher reduzierte sich auf Fressen, Saufen, Feiern.
Pöbeleien in Bezug auf den angeblich zu langsamen Bierverkauf sind dafür nur ein Beispiel.

Wir haben keine Lust mehr. Für uns hat das Fest seine eigentlich gedachte politische Bedeutung verloren. Deshalb beerdigen wir das Fest ersatzlos.
Wir verweigern potenziellen Nachmachern den Namen und das Motto unseres Festes.
Denn wir befürchten, dass sich Gruppierungen oder Einzelpersonen dieses Namens bedienen, mit dessen politischer Ausrichtung wir nichts zu tun haben und nicht einverstanden sein können.

Abschließend möchten wir noch allen HelferInnen, UnterstützerInnen und Bands Dank sagen, die zum Gelingen der Humannplatz-Feste beigetragen haben (eine Namensaufzählung sparen wir uns hier).

Das 1. Mai-Fest auf dem Humannplatz "widerspenstig und lebendig" findet nicht mehr statt.

Das Festkomitee.

A.S.H. | 27.04.04 08:14 | Permalink

Kommentare

na super, waß mache ich den nun? außer am morgen nazis jagen.

Verfasst von: 00schneider | 27.04.04 08:43

Kommentar schreiben

-->

(Wenn Du auf dieser Site noch nie kommentiert hast, wird Dein Kommentar eventuell erst zeitverzögert freigeschaltet werden. Danke für Deine Geduld.)



Please enter the security code you see here