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Partisan.net ist down

"Das zeigt aber nur, dass als Antwort auf die Verhunzung linker Theorie durch antideutsche Propaganda nur noch wie ein Beißreflex die Orientierung auf Staat und Nation entgegen gestellt werden kann."

Der linke Internet-Server Partisan.net wurde offensichtlich das jüngste Opfer des antideutschen Virus.

Ein Interview:

Partisan.net implodiert!

Ein Interview mit Karl-Heinz Schubert zur aktuellen Situation des Partisan.net

In der letzten Tagen wurde der hinterhältige Anschlag von Günter Langer, der am 1.3.2004 zum Crash des Partisan.net führte, vor allem bei Indymedia diskutiert und es wurde darüber spekuliert, wie ihm dies technisch gelingen konnte. Dazu führten wir mit Karl-Heinz Schubert, dem Eigentümer der Partisan-Domain, ein Interview.

trend: In der Netzöffentlichkeit wird zur Zeit heftig spekuliert, wie es Günter Langer gelingen konnte, das Partisan.net vom Netz zu nehmen und damit allen dort gehosteten politischen Initiativen immens zu schaden.

KHS: Der technische Aspekt ist leicht erklärt. Günter Langer war im Besitz der Zugangscodes für die Verwaltungsseite des Partisan.net bei Network Solution. Er hat einfach die Nameserver-Eintragungen gelöscht, die auf den Hostprovider zeigten, wo die Dateien des Partisan.net und der Subdomains: members, trend, info, linkebuchtage usw. liegen. Die liegen zwar immer noch dort, sind nun aber nicht mehr erreichbar. Von diesen Löschungen ist auch der Mailserver des Partisan.net betroffen.
Keine der Emailadressen des Partisan.net funktioniert zur Zeit.

trend: Wie konnte denn der Langer überhaupt in den Besitz der Codes kommen?

KHS: Dazu muss ich ein wenig ausholen. Das ist sozusagen der andere, der nichttechnische Aspekt. Vor ziemlich genau sechs Jahren schmiss der Inhaber des Berlinet den trend und die vom trend im Internet unterstützen Projekte in einer Nacht- und Nebelaktion von seinem Server, indem er alle Daten löschte. Ich gehörte damals der trend-Redaktion ebenso an wie Günter Langer und wir waren uns mit anderen darin einig, eine eigene datentechnische Basis für unsere Internetpublizistik zu schaffen. Dies sollte durch einen strömungsübergreifenden Zusammenschluss mit anderen Gruppen und Einzelpersonen erfolgen, die damals auch ins Internet drängten. Im Mai
1998 eröffnete das Partisan.net, von Bettina S. und mir formal als Eigentümer bzw. als Verwalter getragen, im Internet. Um den verschiedenen Gruppen, die wir hosten wollten, Mitsprache und Transparenz zu garantieren, begannen wir basisdemokratische Formen der Organisierung der Partisan.net-Eigentumsverhältnisse aufzubauen. 1999 versuchte Stefan Pribnow erfolglos, das Partisan.net formal in Besitz nehmen, nach dem wir ihn gezwungen hatten, die berüchtigten Rabehl-Texte aus dem Partisan.net zu entfernen. Eine Folge dieses Konflikts war es, dass an die Stelle der bis zu diesem Zeitpunkt entwickelten eher formalen Entscheidungsstrukturen – wie ein Verein oder ähnliches, nun eine informelle Struktur trat. Während sich Bettina und andere aus diesen Strukturen herauszuhalten begannen, gewann Günter Langer dort zusehends Einfluss und Bedeutung. 2000/01 strengten Stefan Pribnow und sein Anwalt Trenzcek Verfahren gegen mich als Verwalter des Partisan.net an. Wir zogen es daher vor, um das Partisan.net gegen diese Verfahren unangreifbar zu machen, dass ich die Verwalterfunktion an Günter Langer abgab. Parallel dazu diskutierten wir, wie wir die Domain durch Verlagerung ins Ausland, besser schützen könnten. Günter favorisierte besonders die USA, da seine Frau in Florida lebt und er dorthin auszuwandern plant. Als infolge des 11. September 2001 die USA einen imperialistischen Krieg begannen, lehnten wir die USA als Ort für eine zukünftige Datenbasis des Partisan.net ab. Günter sah dies anders. Er befürwortete den US-imperialistischen Überfall auf Afghanistan und publizierte diese politischen Ansichten nicht nur im Partisan.net, sondern auch in der Berliner Lehrerzeitung, deren Redakteur und Autor er ist. Von seiner SDS-Website bliebt nur noch der Name übrig, die alten Inhalte wurden archiviert. Der Krieg der Kulturen sollte fortan Günter Langers politisches Hauptbetätigungsfeld im Internet unter dem Label SDS sein.

trend: Das heißt nach dem 11. September begannen sozusagen politische Gräben aufzubrechen.

KHS: Richtig. Im Frühsommer 2003 ließ Günter Langer uns eher nebenbei wissen, dass er in den USA, wo er sich ja mehrmals längere Zeit im Jahr aufhält, günstigen Webspace besorgt hätte, womit er den Domaintranfer üben wolle. Wir lehnten dies ausdrücklich ab.
Selbstkritisch muss ich hier hervorheben, dass ich es unterließ, ihn aus der administrativen Funktion des Partisan.net abzulösen. Dies wäre zum damaligen Zeitpunkt relativ einfach gewesen. Schließlich war und bin ich derjenige, der das Partisan.net allein finanziert und die Verträge hält. So blieb Günter Langer im Besitz der Zugangscodes für die Registrierbehörde, während ich weiterhin die Zugangscodes zur Domain verwaltete.

trend: Ich würde gerne noch mal auf die Zuspitzung der politischen Widersprüche zwischen Günter Langer und dem Partisan.net zurückkommen.
Ich erinnere mich, dass sein „Kopftuchartikel“, den er uns zur Veröffentlichung für die Novemberausgabe 2003 des trend gab, ein äußerst problematischer, mit rassistischen Zuweisungen arbeitender Artikel war.

KHS: Den veröffentlichte er auch zeitgleich in der Berliner Lehrerzeitung, worauf dort in der LeserInnenschaft ein Sturm der Entrüstung losbrach. Als ich ihn Anfang November wegen dieses Artikels kritisierte, reagierte er aggressiv und drohte, wenn im Partisan.net eine Kritik veröffentlicht würde, die seinen Artikel als rassistisch bewerte, dann sei „das Tischtuch zerschnitten“. Von da ab denunzierte er mich bei AutorInnen des trend als Islamist.

trend: Mitte Dezember 2003 startete Günter Langer schließlich auf der SDS-Seite diese reaktionäre Kampagne für eine rassistische Sonderbehandlung von MigrantInnen – kurz Becklash-Kampagne.

KHS: Als ich im Januar 2004 davon erfuhr, ließ ich ihm ausrichten, dass ich ihn dringend sprechen möchte, weil ich ihn auffordern wollte, die Becklash-Kampagne nicht mehr länger über das Partisan.net abzuwickeln. Schließlich gab es bereits in der linken Netzöffentlichkeit erste – inhaltlich richtige Reaktionen. Als Konsequenz daraus wurden die linken Projekte des Partisan.net aufgefordert, das Partisan.net zu verlassen. Das Gespräch mit mir lehnte Günter Langer jedoch ab. Zur gleichen Zeit gab es bei Euch Stellungnahmen, worin deutlich wurde, dass die „Becklasher“ gegen die Grundsätze des Partisan.net verstießen. Ähnliche Stellungnahmen kamen aus dem Antifa & AntiRa-Spektrum, so von der AGiP und der Chipkarten-Ini.

trend: Und die wurden dann von Günter Langer abgemahnt.

KHS: Stimmt. Erst fälschte er zu Legitimationszwecken eine so genannte Partisan.net-Plattform. Dann richtete er an die Adresse der Antifaschistinnen im Namen des Partisan.net eine Abmahnung, die er mit i. A. Eric unterschrieb und auf seiner SDS-Website veröffentlichte. Eric war früher sein Pseudonym für trend-Artikel.
Jetzt Teil seiner neuen Email-Adresse, eric@isioma.net. Darüber hinaus verlangte er - wie ein Dienstherr von seinen Beamten – von den AntifaschistInnen ein schriftliches Bekenntnis zur so genannten FDGO und eine Entschuldigung für ihre Kritik. Beides bei ihm abzuliefern.
Da war für mich der Rubikon überschritten.

trend: Das heißt, Du warst nicht länger bereit, den Webspace für seine reaktionären Umtriebe zu finanzieren.

KHS: Genau. Es deutete nämlich vieles daraufhin, dass er das Partisan.net zerstören wollte. Allerdings anders als Pribnow und Co.
es damals versucht hatten, also nicht von Außen, sondern von Innen.

trend: Diese Implosion ist ihm wohl gelungen.

KHS: Wenn Du so willst. Ja. Am 26. Februar 2004 schloss ich die SDS-Website und löschte die Becklash-Kampagne. Ausschlaggebend war für mich, dass Günter Langer über Monate gezielt daran gearbeitet hatte, dass Partisan.net in linken Zusammenhängen zu diskreditieren und dass er dafür vor allem bereit war, AntifaschistInnen als Faschisten zu diffamieren und zu denunzieren. Ich hatte also die Wahl zuzusehen, wie Günter Langer das Partisan.net inhaltlich zerstörte oder das Risiko eines Crashs des Partisan.net auf mich bzw. auf uns zu nehmen. Ich muss allerdings einräumen, dass ich mit solcher Skrupellosigkeit bei ihm nicht gerechnet hatte.

trend: Hier hast Du Dich gründlich geirrt.

KHS: Leider. Und es sollte ja noch schlimmer kommen. Nach der Implosion des Partisan.net wurde bekannt, dass er noch vor dem Anschlag an unserem Hostprovider eine Mail geschickt hatte, worin es hieß, dass ich die Verbreitung „verfassungsfeindlicher und strafbarer Inhalte“ durch das Partisan.net fördere. Damit wollte er erreichen, dass der Provider die Verträge mit mir kündigt. Um das Ganze glaubwürdiger zu machen, spiegelte er dem Empfänger vor, der Brief sei auch von Bettina S. unterzeichnet. Die aber davon gar nichts wusste.

trend: D.h. Fälschung und Denunziation wurden auch gegen Dich eingesetzt. Ist der völlig durchgeknallt?

KHS: Über Günter Langers Psychostruktur möchte ich mich nicht äußern, das wäre Spekulation. Ich möchte lieber die Fakten sprechen lassen.
Günter Langer hat in der Auseinandersetzung um seine Becklash-Kampagne, Positionen eingenommen und Handlungen begangen, in kurzer Zeit Hass und Niedertracht entwickelt und einen Fanatismus an den Tag gelegt, womit er sich selbst aus linken Zusammenhängen ausgeschlossen hat. Die Denunziation des politischen Kontrahenten als Verfassungsfeind, der angeblich strafbare Inhalte verbreitet, war bisher in der BRD die Methode des Staatsapparates, seinen KritikerInnen existenziell zu schaden (Berufsverbot) und sie mundtot zumachen. Bei Langer heißt dies heute Internetverbot. Mit einer an Einfalt nicht zu unterbietenden Begründung bastelte sich Langer aus seinen KritikerInnen Faschisten, von denen er - wie weiland Behörden, Firmen und Gewerkschaften - ein schriftliches Bekenntnis zur Verfassung abverlangte.

trend: Ich verstehe Dich so, dass Du Linke davor warnst, sich mit Günter Langer politisch einzulassen.

KHS: Richtig. Seine antiautoritär lackierte Art Politik zu machen - die Nummer des Haschrebellen und 68er-Anarchisten - täuschte über vieles hinweg. So z.B. über das von seinem Mentor Rainer Langhans übernommene Menschenbild. Ganz vordergründig vermittelte seine Redegewandtheit den Eindruck des Vorhandenseins tieferer theoretischer Einsichten. In Wirklichkeit erreichte er höchstens Spiegelniveau. Ich selber habe mich in den letzten Jahren von ihm sozusagen an der Nase herumführen lassen und dummerweise nicht auf Leute gehört, die mich schon seit längerem vor ihm gewarnt haben.

trend: Als Bernd Rabehl 1998 seine rassistische Überfremdungstheorie in die Welt setzte, reichte dies aus, um ihn aus linken Zusammenhängen zu entfernen. Heute können Leute, wie Günter Langer, mit der gleichen Argumentationsfigur die Ausweisung von MigrantInnen bzw. - so sie die deutsche Staatsbürgerschaft haben - die zwangsweise Ausbürgerung fordern und was passiert?

KHS: Die Junge Welt von diesem Wochenende springt helfend beiseite und druckt den Becklash-Brief unkommentiert ab.

trend: Das ist bitter.

KHS: Zeigt aber nur, dass als Antwort auf die Verhunzung linker Theorie durch antideutsche Propaganda nur noch wie ein Beißreflex die Orientierung auf Staat und Nation entgegen gestellt werden kann.
Jedenfalls in Sachen Alltagspolitik. Und genau in diese Gemengelage wurde die reaktionäre Becklash-Kampagne von unseren Sauberen Deutschen Staatsbürgern (SDS) platziert. Becklash eine wortklingelnde Mixtur aus gender mainstream und antideutschen Versatzstücken zur Rettung der deutschen Leitkultur durch ein Mehr an HeRRschaft.

trend: Vielleicht zum Abschluss noch die Frage, die viele interessiert. Immerhin hatten wir beim trend im Partisan.net-Verbund allein monatlich mehr als 7.000 BesucherInnen. Wie geht´s weiter? Wird es das Partisan.net wieder geben?

KHS: Zur Zeit versuche ich, auf einem außergerichtlichen Weg in den Besitz der Zugangscodes zu gelangen, um die alten Nameserveradressen wieder eintragen zu können. Sollte dies mir mit Ablauf der Woche nicht gelingen, so werde ich leider gerichtliche Schritte einleiten müssen.
In dem Augenblick, wie die Partisan.net Domain wieder frei geschaltet ist, können in wenigen Stunden wieder die Inhalte im Internet verfügbar sein. Und der Mailserver arbeitet dann auch wieder.
Unbeschadet dessen sollten wir PartisanInnen diese bittere Erfahrung nutzen, um gemeinsam darüber nachzudenken, was es heißt, sich im Netz selbst zu organisieren und mitten aus so einer Struktur heraus wird dann alles zerschlagen.

Editorische Anmerkungen

Das Interview wurde für den trend am 7.3. 2004 von Rolf Dieter Missbach geführt.

Quelle: http://www.linkeseite.de/trend/trd0304/t130304.html

A.S.H. | 10.03.04 12:20 | Permalink