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842 Millionen Menschen hungern

[Reuters] Nach einem Rückgang zu Beginn der neunziger Jahre nimmt die Zahl der Hungernden weltweit wieder zu. Einem am Dienstag vorgelegten UNO-Bericht zufolge leiden zu Beginn des 21. Jahrhunderts 842 Millionen Menschen an chronischer Unterernährung, 18 Millionen mehr als Mitte der neunziger Jahre.

"Die Bekämpfung des Hungers hat damit einen Rückschlag erlitten", heißt es in dem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Das Ziel des Welternährungsgipfels von 1996, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, sei nun nur noch sehr schwer zu erreichen. Obwohl es weltweit insgesamt genügend Lebensmittel gebe, nehme der Hunger wieder zu. Die FAO kritisierte den nach ihrer Ansicht fehlenden politischen Willen. Zu einem der Hauptgründe für Hunger und Armut habe sich insbesondere in den bevölkerungsreichen Entwicklungsländern die Immunschwächekrankheit Aids entwickelt.

Rund 95 Prozent der 842 Millionen Hunger leidenden Menschen leben dem FAO-Bericht zu Hunger und Unterernährung zufolge in den Entwicklungsländern. Etwas mehr als ein Prozent lebt in Industrie- und rund vier Prozent in Schwellenländern.

Besonders in den Entwicklungsländern scheine die Zahl der Hungernden wieder zu steigen, erklärte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf in dem Vorwort des Berichts. "Wir müssen uns fragen, warum es dazu kommen konnte." Fortschritte seien in Ländern festzustellen gewesen, die höhere Wirtschaftswachstumsraten, einen niedrigeren Bevölkerungszuwachs und ein geringeres Aids-Infektionsniveau aufwiesen.

So gelang es demnach in 19 Ländern, die Zahl der Hungernden um insgesamt 80 Millionen zu verringern. Allein in China sei die Zahl der Unterernährten seit Beginn der neunziger Jahre um 58 Millionen gesunken. Doch auch dort verlangsamte sich das Tempo der Hungerbekämpfung in den vergangenen Jahren.

Zu einem Teufelskreis kommt es der FAO zufolge in Regionen mit einer hohen Zahl von Aidskranken. Die Immunschwächekrankheit trifft meist Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Durch den Hunger werden ihre Abwehrkräfte zusätzlich geschwächt. Bei einer Erkrankung eines oder beider Elternteile fällt deren Arbeitskraft aus: Die Kinder müssen arbeiten und können nicht zur Schule gehen. Zugleich zwingen Armut und Hunger viele Kinder zur Prostitution, was die Aids-Infektionsraten weiter in die Höhe treibt.

"Es gibt weltweit genügend Nahrungsmittel, um alle Menschen ausreichend zu ernähren. Leider aber fehlt es am politischen Willen, das Hungerproblem zu lösen", heißt es in dem Bericht. Besonders die großen Länder müssten sich stärker engagieren. Um das 1996 anvisierte Ziel zu realisieren, bis 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, müssten jetzt pro Jahr 26 Millionen Menschen vom Hunger befreit werden. Die Zahl ist mehr als zwölf Mal so hoch wie die bislang im Durchschnitt erreichte Reduzierung um 2,1 Millionen Hungernde pro Jahr.

Quelle: http://www.reuters.de/news_article.jhtml?type=humannews&StoryID=3887486

A.S.H. | 26.11.03 09:13 | Permalink